Kapitel 13

Training

 

Der Geruch frisch gebrühten Kaffes steigt mir in die Nase. Zufrieden seufze ich und drehe das Gesicht in Richtung des von mir heißgeliebten Gebräus. Ich blinzle den Schleier fort, der sich über Nacht wie immer über meine Augen gelegt hat, und setze mich auf. Ich greife mit einer Hand nach einer der Tassen.

 

„Wirst du wohl warten“, tadelt Lirulin mich scherzhaft. Er steht mit einer frischen Tunika in der Hand in der Badezimmertür.

 

„Aber der Kaffee wird kalt“, schmolle ich nicht wirklich überzeugend.

 

„Nichts da! Du wartest!“, kommt die strenge Antwort. Nach einigen Augenblicken fangen wir synchron an zu Lachen. Noch immer vor sich hin kichernd setzt sich Lirulin in Richtung Sofa in Bewegung. Im Gehen zieht er sich noch die Tunika über.
Schwungvoll lässt er sich auf das Sofa fallen.

 

„Du solltest dich auch umziehen“, stellt er fest und ich sehe auf meine völlig zerknitterte Tunika hinab.

 

Ich seufze leicht gequält, dann rapple ich mich auf und stolpere ins Schlafzimmer hinüber. Aus meinem - wie immer - unordentlichen Schrank krame ich eine robuste Lederhose und eine einfache Tunika heraus. Rasch ziehe ich mich um und gehe zurück in den Wohnraum.

 

„Jetzt gibt’s aber Kaffee“, rufe ich fröhlich, schmeiße mich neben Lirulin auf das Sofa und schnappe mir eine der beiden Tassen. Mit genüsslich geschlossenen Augen halte ich die Nase über die Tasse und atme den aromatischen Geruch ein. Erst dann nehme ich einen Schluck.

 

Grinsend sieht Lirulin mir  bei meinem kleinen „Kaffee-Kenner-Ritual“ zu, dann nimmt er sich die andere Tasse und trinkt einen kräftigen Schluck.

 

„Du musst den Kaffee genießen Lirulin!“, beschwere ich mich bei ihm. Er verdreht die Augen und ahmt mein kleines Ritual übertrieben nach.

 

„Zufrieden?“
„Ja“, wir greifen beide nach den perfekt gebräunten Brötchen. In aller Ruhe frühstücken wir und ich sehe entspannt aus dem Fenster. Die Sonne ist bereits aufgegangen und bricht sich in den letzten hartnäckigen Tautropfen. Nicht ein Wölkchen trübt den strahlend blauen Himmel und die warmen Sonnenstrahlen dringen durch das Fenster und kitzeln mein Gesicht – Moment, warme Sonnenstrahlen?

 

„Lirulin! Wir sind zu spät!“, rufe ich erschreckt. Sein Kopf schießt zum Fenster herum.
Er flucht. Hastig stopfen wir das Essen in uns herein, trinken den Rest des Kaffees und springen auf. Gegenseitig helfen wir einander die einzelnen Rüstungsteile und  hasten zum Trainingsplatz, wo wir von einem grinsenden Glorfindel  empfangen werden..
„Nur keine Eile“, meint er spöttisch. „Ihr habt noch ganze zwei Minuten“ Als Antwort boxe ich ihm scherzhaft gegen den Oberarm. Er grinst noch einmal frech, dann wendet er sich den Kriegern zu. Ich bin froh, dass er wieder ist wie früher – der Ernst und vor allem die Furcht stehen ihm ganz und gar nicht.

 

Zunächst scheucht uns Glorfindel durch das lichte Wäldchen  um Bruchtal herum, dann den trotz der Serpentinen recht steilen Pfad hinaus aus der Schlucht und dann wieder zurück, wo wir noch einige Runden auf dem Kampfplatz drehen. Die ganze Zeit singen die Krieger die Hymne der Bruchtal Gardisten. Allerdings in Quenya, so dass ich kein Wort verstehe. Zum Schluss werden noch kurz die Muskeln gelockert.

 

Das darauffolgende Krafttraining ist hart, da wir unter anderem mehrere hundert Liegestütze machen müssen, doch ich rechne es Glorfindel hoch an, das er ebenfalls mitmacht.

 

Als nächstes teilt er die Soldaten auf. Die Krieger werden von ihm selbst trainiert, die neuen Rekruten von mir. Da sie die Grundtechniken bereits beherrschen, muss ich „nur noch“ Fehler korrigieren.

 

Zum wiederholten Mal stehe ich vor Canannaur, einem, meiner Meinung nach, viel zu jungem Elben. Seine Haare haben eine ungewöhnlich intensive rote Farbe und seine Augen habend das dazu passende kräftige Moosgrün. Er ist nicht annähernd so kräftig gebaut, wie die meisten anderen Krieger, doch das hat nicht allzu viel zu bedeuten. Einer von Glorfindels besten Kriegern ist genauso schmächtig und zierlich wie er. Canannaur jedoch hat im Gegensatz zu ihm schon Schwierigkeiten mir den einfacheren Übungen. Als er die Bewegung halbwegs hinbekommt, belasse ich es dabei und gehe weiter.

 

In der Pause kommt Glorfindel zu mir. Ich hatte mich grade im weichen grünen Gras  niedergelassen, mache nun aber Anstalten aufzustehen. Er winkt ab und lässt sich einfach neben mir ins Gras fallen.

 

„Wie kommst du zurecht?“

 

„Ganz gut.“ Als ich unschlüssig zögere hebt er eine Braue. „Du hast doch nicht vor sie Kämpfen zu lassen, oder?“ Pikiert sieht mich Glorfindel an

 

„Du traust mir zu, dass ich diese Kinder in den Kampf schicken würde?“ Erleichtert schüttle ich den Kopf. Wir lehnen uns beide ins Gras zurück und ruhen uns ein wenig aus.

 

Viel zu schnell ist die Pause um und wir müssen wieder auf den Platz. Ich helfe den Rekruten beim Aufbauen der Zielscheiben. Zunächst schießen sie auf die relativ kurze Entfernung von Fünfzehn Yardsn und dann lasse ich sie nach und nach um je fünf Yards zurückversetzen. Wir kommen bis fünfundfünfzig Yards, dann ist die Zeit um und ich lasse sie die Bögen gegen Messer tauschen.

 

Zu meinem Erstaunen ist Canannaur ein ausgezeichneter Schütze und Messerwerfer. Offenbar ist nur der Nahkampf seine Achillesferse, doch irgendwie werde ich das schon hinbekommen, schwöre ich mir.

 

Ich gehe an den Rekruten vorbei und helfe hier und da etwas nach. Schließlich komme ich zu einem mir sehr unsympathischen Elben namens Aicaserca, wenn ich mich richtig erinnere. Da seine Haltung vollkommen falsch ist, trete ich näher und will sie korrigieren. Sofort fährt er mich an: „Nimm deine Finger weg und geh nach Hause deine Blagen großziehen!“ Ich ignoriere die Beleidigung und weise ihn zum zweiten Mal freundlich darauf hin, dass seine Haltung falsch ist. „Mach`s doch besser! Wetten du kannst es nicht?“ Dabei will er mir das Messer geben, doch er stößt es mehr zu mir und noch dazu mit der Klinge nach vorn. Zu seinem Pech sind meine Reflexe immer dann am besten ausgeprägt, wenn ich grade erste einen nervenaufreibenden Kampf erlebt habe oder ich mich grade in einem befinde. Heute trifft ersteres zu und so ist es nicht verwunderlich, dass mein Körper die Kontrolle übernimmt, bevor mein Gehirn reagieren kann.

 

Mit einer schnellen Drehung blocke ich ihn und schlage gleichzeitig mit der Handkante der Linken von unten gegen sein Handgelenk. Ein unangenehmes knirscht erklingt, als das Handgelenk ausgerenkt wird. Mit der Rechten fange ich das aus der schlaffen Hand gleitende Messer auf. Noch bevor Aicaserca wirklich reagieren kann, stehe ich wieder vor ihm.

 

Mein erster Impuls ist mich zu entschuldigen, doch grade noch rechtzeitig fällt mir ein, dass ich dadurch meine Autorität verlieren könnte. Also greife ich nur rasch seinen Arm und renke das Handgelenk wieder ein. Er verzieht schmerzerfüllt das Gesicht, schreit aber nicht. Nach einem letzten, kühlen Blick gehe ich weiter.

 

Den ganzen Rest der Stunde spüre ich Aicasercas wütenden Blick im Rücken, wenn er glaubt, ich würde es nicht bemerken. Mühsam ignoriere ich seine Blicke. Und so bin ich erleichtert als ich endlich am Ende der Stunde zur Pause rufen kann.

 

Ich mache es mir wieder auf der Wiese bequem, erleichtert Aicasercas bohrenden Blicken entkommen zu sein. Ich bin grade kurz davor einzudösen, als ein Schatten auf mich fällt. Blinzeln öffne ich erst ein Auge und als ich Canannaur erkenne das zweite.
„Mach`s dir bequem“, nuschle ich und klopfe auf den Boden neben mir. Er zögert etwas, setzt sich aber schließlich.

 

„Was gibt`s?“

 

„Em… also… ich…ich“, erbricht ab und mir fällt wieder einmal auf, wie extrem schüchtern dieses halbe Kind ist. Ich sehe ihn einfach nur entspannt an und warte, bis er genug Mut gesammelt hat, um noch einmal anzufangen. Diesmal stottert er kaum.
„Ich wollte mich bedanken, weil… weil du Aicaserca gezeigt hast, dass er nicht Ilúvatar persönlich ist.“

 

„Ger geschehen Kleiner“

 

Ich verstehe weshalb er sich bei mir bedankt, mir war schon vor einer Weile aufgefallen, wie Aicaserca, der Sohn eines der eiflussreichsten Elben in Imladris, andere behandelt. Doch ich war bisher der Meinung, dass jemand, der Krieger werden will, in der Lage sein sollte seine Angelegenheiten selbst zu regeln. Ich beschließe in Zukünftig Aicaserca mehr in die Schranken zu weisen. Aber jetzt habe ich erst einmal eine wohlverdiente Pause.

 

Ich lege mich wieder zurück und schließe die Augen und döse etwas vor mich hin.
Einige Minuten vor Pausenende rapple  ich mich auf und gehe zur Waffenkammer. Dort besorge ich alles, was ich die fünf Stationen benötige - Speere, Wurfsterne, Armbrüste, Schwerter und Streitäxte. Ich bestücke Zehn Waffen Ständer mit je ebenso vielen Waffen. Danach bringe ich sie gemeinsam mit Glorfindel auf den Platz.
Schon bald kehren die Rekruten zurück und ich erklärte ihnen, was sie machen sollen. Alle viertel Stunde befehle ich den Wechsel zur nächsten Station. Wir sind zwar fünfzehn Minuten zu früh fertig, doch das ist kein Problem. Zur Freude der Rekruten beginnen wir einfach schon mit dem Freien Training und machen dann eine viertel Stunde eher Pause.

 

Beim freien Training kann sich jeder die Waffe nehmen, mit der er üben will. Wie schon die ganze Zeit gehe ich herum und helfe etwas. Wenn mir jemand auffällt, weil er besonders gut ist, liefere ich mich mit demjenigen ein kleines Duell, dass ich jedoch immer kurz bevor ich siege unterbreche. Endlich ist auch diese Einheit vorüber und ich entlasse die Rekruten in die Pause.

 

Ich gehe zurück in meine Wohnung und hole das Buch, dass Erestor mir geliehen hat. Es ist sehr alt, doch dank Erestors Liebe zu Büchern hat es nicht ein einziges Eselsohr und ist allgemein in einem vortrefflichen Zustand. Nun, wer würde es auch schon wagen, eines von Erestors heiligten Büchern nicht genau so zurückzugeben, wie er es bekommen hat.

 

Es ist eine Art Tagebuch, geschrieben von Maglor, Feanors zweitältesten Sohn. Es ist zwar nicht das Original – ich erkenne Erestors Elegante und saubere Handschrift – dennoch ist es ein wunderbares Buch. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich mit dem Buch die Elbische Schrift besser lernen kann und nebenbei lerne ich auch Quenya, denn die Lieder – Maglor war einer der besten Musiker überhaupt – sind alle auf Quenya.  Vielleicht verstehe ich irgendwann ja auch die Hymne der Bruchtalgardisten

 

Mit dem Buch gehe ich wieder zu meiner Wiese und schlage die mit einem grünem Band gegenzeichnete Seite auf.

 

Es ist immer noch Krieg. Wir haben schon wieder hohe Verluste erlitten. Es sind in der letzten Schlacht zwei meiner Brüder gefallen. Ich wurde nur leicht verletzt. Warum müssen sie sterben? Ich habe das Gefühl, ich müsste an ihrer Stelle sein.

 

Morgoth hat uns einen Boten Geschickt  Er will verhandeln. Ich glaube ihm nicht, aber Nelyo wird sich dennoch mit ihm treffen. Er sagte er muss. Ich bete zu den Valar, dass ihm nichts geschieht, doch ich glaube nicht, dass sie uns allzu wohlgesonnen sind.

 

 

 

Es ist immer noch Krieg. Wir haben schon wieder hohe Verluste erlitten. In der letzten  Schlacht sind zwei meiner Brüder gefallen. Ich wurde nur leicht verletzt. Warum mussten sie sterben? Ich habe das Gefühl, ich müsste an ihrer Stelle sein.

 

Morgoth hat uns einen Boten Geschickt – Er will verhandeln. Ich glaube ihm nicht, aber Nelyo wird sich dennoch mit ihm treffen. Er sagte er muss. Ich bete zu den Valar, dass ihm nichts geschieht, doch ich glaube nicht, dass sie uns allzu wohlgesonnen sind.

 

 

 

Das Schicksal der sieben Söhne Feanors ist traurig, obwohl sie so viel Unheil in die Welt gebracht haben und ein wunderbares Beispiel dafür sind, dass nicht alle Eldar sanftmütige Wesen sind, die nur zur Waffe greifen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Den sieben Brüdern, von denen sechs gestorben sind, wärend Maglor der Verfasser dieses Tagebuchs,  verschollen ist, folgt eine Spur aus Blut – unter anderem auch eine Menge Elbenblut. Insbesondere Celegorm und Curufin sind ein gutes Beispiel dafür, zu wie viel Grausamkeit auch Elben fähig sind.

 

Ich lese noch einige Seiten, dann kommt Glorfindel und wir unterhalten uns ein wenig über das Training. Er gibt mir einige Tipps und ich berichte ihm von Aicaserca. Auch ihm ist er aufgefallen, doch er hat aus denselben Gründen wie ich, nichts dagegen unternommen.

 

Das Aufwärmen besteht aus einlaufen auf dem Platz und etwas Dehnung, wie kaum anderes zu erwarten, läuft es ohne Zwischenfälle ab. Das wird jedoch durch das Reittraining wieder ausgeglichen. Da für das Kämpfen vom Pferderücken aus der Gleichgewichtssinn das A und O ist, lasse ich sie mit ausgebreiteten Armen ohne Sattel reiten. Im Schritt gibt es keine Probleme, im Trab schwanken einige heftig, doch im Galopp fallen gleich zu Anfang drei vom Pferd und innerhalb den Nächsten Minuten folgen vier weitere. Ich wiederhole das Spiel solange, bis alle oben bleiben, wenn auch teils mehr schlecht als recht. Als alle schließlich halbwegs passabel reiten ist die Stunde auch schon zu ende.

 

Beim Marschieren machen Glorfindel und ich wieder mit. Es ist eigentlich kein Problem, dennoch sind einige nach der halben Stundereichlich erschöpft. Während sich die Rekruten etwas ausruhen, verstecke ich kleine Ziele in den Bäumen. Die verschiedenen Farben zeigen den Schwierigkeitsgrad an: Rot- Leicht, Lila- mittel, Blau- etwas schwieriger und grün schwer, da diese Farbe zwischen den Blättern am wenigsten auffällt. Nachdem auch das zu Ende ist machen sich alle erleichtert auf den Heimweg, auch ich.

 

In meiner Wohnung befreie ich mich umständlich aus der Rüstung und wasche mit einem Waschlappen den Schweiß ab. Ich werfe die verschwitzte Kleidung in einen Wäschekorb, der regelmäßig von einer der Bediensteten abgeholt wird und hole in einfaches Hemd und eine bequeme Hose aus dem Schrank.

 

Im Wohnraum lasse ich mich auf die Couch fallen und schmuse etwas mit Rhovi. Dann stehe ich wieder auf, nehme das Buch und gehe hinaus.

 

Am Bruinen entlang spaziere ich zu den Wasserfällen. Neben einem der Größten befindet sich eine steile Treppe, die gefährlich rutschig ist durch den Sprühregen des Wasserfalls. Dennoch befindet sich oberhalb dieser Treppe einer meiner Lieblingsplätze. Geschickt klettere ich hinauf – man muss es wirklich klettern nennen, da ich mich auf Händen und Füßen fortbewegen muss, um nicht abzustürzen.
Oben angekommen lasse ich mich nieder und ziehe Stiefel und Socken aus. Entspannt pasche ich mit den Füßen im kalten Wasser und lege mich auf den Rücken. Lange sehe ich einfach nur in den azurblauen Himmel und versuche so, wie ich es als Kind oft getan habe, die Wolkenformen zu deuten. Ein Katzenkopf, vielleicht ist es auch eine Raubkatze. Als nächstes kommen ein Haase und ein Hirsch. Nach einer geraumen Zeit nehme ich das Buch zur Hand und lese weiter.

 

Ich wusste es! Ich habe ihn gewarnt! Warum konnte er nicht einmal auf mich Hoeren? Nun hat Morgoth meinen Bruder in seiner Gewalt.

 

Einer dem es zu fliehen gelang berichtete es mir. Sie haben Nelyo an einer Hand  der rechten  an den Thangorodrim gekettet. Es ist meine Schuld! Morgoth hat es gewagt einen weiteren Boten zu schicken. Er hat von uns verlangt und zurückzuziehen, wenn wir ihn zurückhaben wollten, doch wir glaubten ihm nicht. Wir haben den Boten getoetet. Und nun wurde er an den Thangorodrim gekettet. Der Flüchtling berichtete er waere gefoltert worden.

 

Nelyo, ausgerechnet Nelyo! Der Staerkste von uns. Nun habe ich noch einen Bruder verloren. Ich glaube nicht, dass ich ihn je wiedersehen werde. Es ist unmoeglich nach Angband zu kommen und noch weniger hinein.

 

Doch Nelyo ist nicht nur mein Bruder er ist auch der Koenig eines ganzen Reiches und einer der der Maechtigsten Krieger und Heerführer. Nun bin ich der Koenig, doch ich will nicht. Aber meine Brüder sind zu Hitzig, ich muss es tun, auch wenn ich nicht glaube, dass ich ein guter Koenig bin.

 

Vielleicht sehe ich Nelyo wieder. Solange ich nicht seinen Leichnam gesehen habe, werde ich nicht daran zweifeln, dass er lebt.

 

 

 

Ich wusste es! Ich habe ihn gewarnt! Warum konnte er nicht einmal auf mich hören? Nun hat Morgoth meinen Bruder in seiner Gewalt.

 

Einer, dem es zu fliehen gelang, berichtete es mir. Ich habe den Verdacht, dass Morgoth ihn mit Absicht freigelassen hat, damit er mir davon berichten kann, wie sie Nelyo mit der rechten Hand an den Thangorodrim gekettet haben. Es ist meine Schuld! Morgoth hat es gewagt einen weiteren Boten zu schicken. Er hat von uns verlangt und zurückzuziehen, wenn wir ihn zurückhaben wollten, doch wir glaubten ihm nicht. Ich selbst habe den Boten von seinem stinkenden Kopf befreit.

 

Nelyo, ausgerechnet Nelyo! Der Stärkste von uns. Nun habe ich noch einen Bruder verloren. Ich glaube nicht, dass ich ihn je wiedersehen werde. Es ist unmöglich nach Angband zu kommen und noch weniger hinein.

 

Doch Nelyo ist nicht nur mein Bruder er ist auch der König eines ganzen Reiches und einer der der mächtigsten Krieger und Heerführer. Nun bin ich der König, doch ich will seine Krone nicht, wollte sie nie. Aber meine Brüder sind zu hitzig, ich muss es tun, auch wenn ich bezweifle, dass ich ein guter König bin.

 

Vielleicht sehe ich Nelyo wieder. Solange ich nicht seinen Leichnam gesehen habe, werde ich nicht daran zweifeln, dass er lebt.

 


Irgendwann steige ich wieder herunter, wobei ich höllisch aufpassen muss, um den Weg nicht im freien Fall zurückzulegen.

 

Wieder in der Wohnung erwartet mich bereits Minuial und sagt mir, dass ich zum Abendmahl kommen soll und will sich gleich daran machen, mir die Haare zu frisieren, doch ich weiche ihr aus. Zuerst ziehe ich mir eine Tunika und eine Hose an, die zwar schlicht, aber passabel sind, dann gehe ich mit einer Bürste kurz durch die Haare und flechte diese dann zu einem lockeren Zopf. Ich habe mich einmal herrichten lassen, wie eine Puppe, noch einmal passiert das sicher nicht.

 

Minuial sieht mich beleidigt an, und ich erlaube ihr auf meiner Gitarre zu spielen, um sie wieder gnädig zu stimmen. Angreninaur und ich haben sie gebaut, es hat zwar eine Weile gedauert, doch nun hat die Gitarre einen wunderbar vollen Klang und lässt sich sehr gut spielen. Immer wenn Minu wütend auf mich ist, lasse ich sie auf ihr spielen und schon ist sie wieder bester Laune, so auch diesmal.

 

Zügig gehe ich in die Halle und setze mich zwischen Lirulin und Lindir. Asmund sitzt mir gegenüber und unterhält sich angeregt mit einem anderen Elben, den ich nur vom Sehen her kenne.

 

Ich unterhalte mich mit Lirulin und Lindir. Als Elrond eine kurze Rede hält, unterbrechen wir kurz die Unterhaltung, nur um sie gleich darauf fortzusetzen. Wie nicht anders zu erwarten, ist das Essen köstlich. Und wieder einmal stelle ich fest, dass ich wohl verweichlicht bin, ich esse immer zweimal Täglich, aber die Krieger der Dakota essen eigentlich nur einmal.

 

Gemeinsam mit Lirulin, Lindir und einigen anderen Freunden verbringe ich den Abend. Da die meisten von uns – alle außer Lindir – am nächsten morgen früh aufstehen müssen löst sich unsere Gruppe recht bald auf, anstatt dass wir wie sonst bis weit in die Nacht hinein zusammensitzen und uns zu unterhalten. Ebenfalls anders ist, dass wir diesmal nichts trinken. Normalerweise trinken die anderen gut drei Gläser Wein Abendlich, währen ich, wenn`s hochkommt, vielleicht zwei Gläser trinke, bisher hatte ich meinen Schwur insofern gehalten, dass ich keinen Kater mehr hatte und ich kann auch in Zukunft darauf verzichten.

 

 

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