Kapitel 37

Das Kind des Windes

 

Der Rest der Reise verläuft nahezu ereignislos. In Lórien habe ich – dieses Mal freiwillig – die Gastfreundschaft der Galadhrim genossen und währenddessen mit Haldirs Brüdern eine enge Freundschaft geschlossen, mit Haldir selbst etwas mehr als nur Freundschaft.

 

Als die Schneeschmelze vorbei ist und der Boden nicht mehr so aufgeweicht, dass man bei jedem Schritt bis zu den Knöcheln im Matsch versinkt, verabschiede ich mich im Morgengrauen von Lórien.

 

Ich hebe die Hand und kraule Schotakers weiche Ohren, während ich auf die Krieger warte, die mich bis nach Moria begleiten sollen. Als Haldir dies einfach über meinen Kopf hinweg bestimmt hatte, war ich zunächst sauer gewesen, aber letztendlich habe ich nachgegeben, es sind schließlich nur wenige Meilen und es wäre sinnlos, sich deswegen zu streiten. Meine Mundwinkel zucken leicht bei einem unterdrückten Lächeln, als ich daran denken muss, wie sinnlos es gewesen wäre, da Galadriel und Celeborn mit Haldir einer Meinung waren. Gegen Haldir allein hätte ich ja meinen Willen durchsetzen können, aber nicht gegen den obersten Wächter, den Lord und die Lady Lóriens.

 

Unwillig presse ich die Lippen aufeinander, als eine viertel Stunde später noch immer nichts von den Kriegern zu sehen ist. Schotaker, der meinen Unwillen instinktiv spürt, stupst mich mit den Nüstern sacht an der Schulter an. Ein leichtes Lächeln umspielt meine Lippen, als ich mich an die Schulter des Hengstes lehne und ihn am Hals kraule. Sein Fell ist struppig und er wirkt wie ein gerupftes Huhn, da er sich, wie immer im Frühling, im Fellwechsel befindet. An manchen Stellen ist sein Fell noch lang und flauschig, an anderen kurz und glatt.

 

Ich wedle mit der Hand und versuche die Haare, die sofort an meiner Hand haften geblieben sind, loszuwerden.

 

„Junge, warum haarst du nur so?“, frage ich rhetorisch. Im nächsten Augenblick stolpere ich nach vorn und kann grade noch mein Gleichgewicht halten. Meines Wissens können Pferde nicht grinsen und schon gar nicht in einer Mischung aus spitzbübisch und triumphierend, doch Schotaker gelingt dieses Kunststück irgendwie.
Gespielt empört fuchtle ich mit dem Zeigefinger und schimpfe: „Du kleiner Frechdachs!“ Er antwortet  mit einem unbeeindruckten Blick.

 

Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie einige Gestalten näher kommen. Sofort werde ich ernst und mein Gesicht wird zu einer undurchdringlichen Maske, die meinen Ärger über ihr Zuspätkommen verbirgt.

 

„Können wir?“, frage ich kalt. „Ja“, antwortet Tuiwcalen ebenso kalt, der Anführer des Trupps und zugleich der einzige, dessen Namen ich kenne.

 

„Sehr schön.“ Ohne Tuiwcalen noch eines Blickes zu würdigen schwinge ich mich auf Schotaker und befehle ihm mit einem Zungenschnalzen loszugehen.

 

„Ich sollte besser die Führung übernehmen.“ Damit drängt Tuiwcalen seine Lichtfuchstute an mir vorbei. Ich lasse ihn gewähren, in dem Wissen, dass Schotaker den Protest übernehmen wird – er hasst es, nicht als erster zu laufen, nur den Falben meines Vaters akzeptiert er vor sich. Ich lockere die Zügel und zeige ihm damit mein Einverständnis.

 

Mit einer blitzschnellen Bewegung schießt sein Kopf vor und beißt der Stute in die Kruppe. Diese wiehert schrill und geht mit allen vieren in die Luft, wobei sie ihren Reiter in hohem Bogen abwirft.

 

Mit einem überaus hohen Quieken landet der Elb auf dem Allerwertesten. Von den Kriegern und aus den Bäumen erschallt Gelächter. Als ich hochsehe, erkenne ich einige der Wächter in den hohen Bäumen.

 

Mit hochrotem Gesicht rappelt sich der Krieger auf und klopft seine Kleidung ab. Mein „Dumm gelaufen“ vertieft den Rotton auf seinen Wangen noch mehr. Scharf sieht er seine Männer an und das Lachen verstummt, obwohl der scharfe Blick kombiniert mit den intensivroten Wangen einfach nur lächerlich aussieht. Er sieht auch mich mit wütendem Blick an, doch ich feixe unverhohlen. Diesmal vertieft sich das Rot auf seinen Wangen vor Wut.

 

Ich beuge mich vor und flüstere ihm so laut zu, dass alle es hören können: „Das Rot in eurem Gesicht steht euch nicht. Es beißt sich mit dem Grünton eurer Tunika.“ An seinem Blick sehe ich, dass ich mir grade einen Feind fürs Leben gemacht habe, doch das war es mir wert.

 

Ich höre die Krieger hinter uns unterdrückt lachen. Ich werfe Tuiwcalen ein überlegenes Lächeln zu, richte mich wieder auf und drehe mich zu den Kriegern um. „Können wir?“

 

In zügigem Trab setzen wir uns in Bewegung und Tuiwcalen folgt uns wohl oder übel auf seiner sehr nervösen Stute, die jedes Mal, wenn ein Ast sie streift, erschrocken zusammen zuckt.

 

D

 

Keuchend schafft es Lirulin zum wiederholten Male erst im allerletzten Moment einen Hieb Tokei-ihtos zu parieren. Dieser wird im Gegensatz zu Lirulin nicht von einer Tunika und einem Schwertgürtel behindert. Schon bevor sie den Übungskampf begonnen hatten, hatte er die Tunika abgelegt, die Lirulin ihm zur Verfügung gestellt hatte und die Tokei-ihto bedeutend zu klein war, da Lirulin weitaus schmaler gebaut ist als er.

 

Mittlerweile ist Lirulin dazu übergegangen, die Hiebe, die blitzschnell und kraftvoll auf ihn einprasseln, nur noch abzuwehren. Der Dakota deckt ihn so geschickt mit Hieben ein, dass Lirulin kaum noch dazu kommt, selbst anzugreifen, und wenn doch, stellt sich Tokei-ihtos vermeintliche Nachlässigkeit als geschickte Finte heraus.
Mit einem Sprung nach hinten rettet sich Lirulin aus der Reichweite des Schwertes des Häuptlings. Im gleichen Moment spürt er die Umzäunung des Kampfplatzes im Rücken.

 

Mit einer Sprungrolle versucht er, sich aus der misslichen Lage, eingekesselt zwischen Gegner und Zaun zu befreien, doch der Dakota scheint diesen Versuch bereits geahnt zu haben. Er nutzt den Augenblick aus, als Lirulin sich abrollt, packt sein Handgelenk und hält es fest. Da sich der Elb weiter abrollt, wird sein Arm so brutal verdreht, dass er nur mit Mühe einen Schrei unterrücken kann. Seine Finger öffnen sich automatisch und das Schwert fällt zu Boden.

 

Mit dem Fuß kickt Tokei-ihto es weg und setzt Lirulin die Spitze seines Schwertes auf die Brust. Er sagt nicht „Gewonnen“ oder „Sieg“, stattdessen lässt er das Schwert einige Wimpernschläge lang wo es ist, ehe er es in die andere Hand nimmt und seine Rechte Lirulin reicht, um ihm aufzuhelfen. Dieser nimmt die Hilfe dankbar an, schlägt jedoch mit der Linken ein.

 

Als er vor Tokei-ihto steht, baumelt sein rechter Arm nutzlos an seiner Seite herab. Besorgt zieht der Dakota die Stirn in Falten und er streckt die Hand nach der Schulter aus, hält jedoch kurz bevor er ihn berührt inne und sieht Lirulin fragend an. Dieser deutet mit zusammengebissenen Zähnen ein Nicken an.

 

Kurz tastet Tokei-ihto die Schulter des Elben ab, dann packt er seinen Oberarm und renkt die Schulter mit einer schnellen Bewegung ein. Diesmal schreit Lirulin unterdrückt auf und krümmt sich, nachdem der Dakota ihn losgelassen hatte. Er keucht, richtet sich wieder auf und atmet mehrmals tief durch, bis der Schmerz in

 

seiner Schulter nachlässt.

 

„Danke“, presst er durch die Zähne. „Aber sei doch nächstes Mal so gut und kugle mir die Schulter nicht aus.“

 

Tokei-ihto legt sich die braungebrannte Hand auf das Herz. „Ehrenwort.“ Dann huscht ein kurzes Lächeln über sein Gesicht. „Du solltest wirklich lernen, Schmerzen zu verbergen. Es macht dich angreifbar.“

 

Lirulin verzieht das Gesicht und massiert seine noch immer schmerzende Schulter. „Du hast gut reden. Seit wann lerntest du, Schmerze zu ertragen? Seit du sechs warst?“
„Vier“, korrigiert Tokei-ihto ihn. Dann wechselt er das Thema. „Du sagtest, wenn ich dich besiege, darf ich mir eines der jungen Pferde aussuchen. Es würde mir die Zeit versüßen, wenn ich sie damit verbringen kann, es auszubilden.“

 

Lirulin bemerkt durchaus, dass der Dakota „ausbilden“ statt „zähmen“ sagte, doch dank der Abende, an denen sie sich unterhalten hatten, hatte er einiges über die Kultur der Dakota gelernt. Unter anderem auch, dass sie ihre Pferde zwar ausbilden, sie jedoch nicht zähmen. So baut das Verhältnis zwischen Pferd und Reiter auf vollkommenem Vertrauen auf. Wenn der Reiter seinem Pferd befiehlt, über einen Büffel zu springen, springt es. Will ein anderer es am Zügel nehmen, von dem das Pferd nicht weiß, ob sein Reiter ihn akzeptiert, reißt es sich im besten Fall los und rennt davon, im schlimmsten Fall trampelt es den Menschen nieder.

 

„Natürlich. Genau wie du halte ich meine Verspechen immer. Komm, die ungezähmten Pferde haben ihren eigenen Stall und ihre eigene Koppel.“

 

Während sie mit schnellen Schritten durch Imladris gehen, hält sich Lirulin noch immer die rechte Schulter. Bei der Koppel am Rand von Imladris bleiben sie stehen. Mit einer für ihn sehr lässigen Geste stützt sich Tokei-ihto mit den Unterarmen auf der Umzäunung ab und beobachtet die dreijährigen Hengste.

 

Ein Braunschecke mit sehr dunkler, fast schwarzer Mähne fällt ihm auf. Direkt hinter dem Ohr hat er eine schneeweiße Strähne. Als sich einer der anderen Hengste ihm nähert, wird er mit gebleckten Zähnen verjagt. Dann tänzelt er mit stolz gehobenem Kopf durch die Koppel. Sofort ist er fasziniert von dem Hengst.

 

Er legt eine Hand auf die hölzerne Bande, stellt einen Fuß darauf und springt hinüber. Scheu stieben die Hengste davon. Etwas weiter entfernt sieht er die Koppel der Stuten, die getrennt von den Hengsten untergebracht wurden, um blutige Kämpfe der Hengste um die Stuten zu verhindern.

 

Langsam, aber entschlossen geht er auf den gescheckten Hengst zu. Dieser bleibt reglos stehen, alle Muskeln angespannt, bereit jeden Augenblick davonzulaufen oder anzugreifen. Bewundernd lässt Tokei-ihto den Blick über den Körper des Tieres gleiten. Lange, grade  Beine, relativ kurzer Rücken und eine tiefe, breite Brust. Ein Pferd, das zum Rennen geboren ist.

 

Zwei Schritte von dem Pferd entfernt bleibt er stehen und verharrt ebenso reglos wie das Tier. Ruhig sehen sie sich an, liefern sich ein stummes Blickduell. Schließlich, nach minutenlangem anstarren schnaubt das Pferd und senkt leicht den Kopf. Langsam, ohne in den anderen Gliedern auch nur einen Muskel zu rühren, streckt er seine rechte Hand aus.

 

Der Hengst reckt den sanft schimmernden Hals der Hand entgegen. Schließlich macht er einen Schritt auf Tokei-ihto zu, dann noch einen und noch einen und noch einen… Dann steht er direkt vor ihm und schnuppert an der Hand des Dakotas. Sanft kitzeln die feinen Härchen, die seine Nüstern umgeben seine Hand, doch

 

er reagiert darauf nicht. Er fixiert weiterhin das Pferd mit seinen dunklen Augen.

 

Nachdem der Hengst seine Hand gründlich untersucht hat, stupst er sie sacht an. Langsam bewegt der Dakota seine Hand und legt sie vorsichtig auf die Stirn des Hengstes, dort, wo die lange weiße Blesse beginnt, die sich über den Nasenrücken bis zu den Nüstern des Hengstes entlangzieht. Kurz zuckt der Hengst zurück, dann drückt er seine Stirn leicht gegen die raue Hand, die sanft beginnt, ihn zu kraulen.

 

Plötzlich wirft der Hengst den edlen Kopf zurück und bleckt aggressiv die Zähne. Dem Blick des Pferdes folgend dreht sich Tokei-ihto um und erblickt Lirulin, der einige Yards von ihm entfernt erschrocken stehen geblieben war, als das Pferd so aggressiv auf ihn reagiert hatte.

 

Federleicht legt Tokei-ihto seine Hand auf den Kiefer des Pferdes und bringt seinen Mund ganz nahe an das Ohr des Pferdes. „Ilya mae, mellon nin. Er ist ein guter Freund von mir.“ Beinahe augenblicklich gibt der Hengst seine aggressive Haltung auf.

 

Vorsichtig kommt Lirulin auf ihn zu. Noch immer beäugt das Pferd ihn vorsichtig, verhält sich aber nicht mehr aggressiv.

 

„Wie hast du das gemacht?“, fragt Lirulin beinahe ehrfürchtig.

 

„Ich habe ihm in die Augen gesehen.“ Verwundert sieht Lirulin ihn an, sieht jedoch, dass er keine klarere Antwort bekommen wird.

 

„Wie heißt er?“, fragt der Dakota schließlich, nachdem er eine Weile stumm den Hengst verwöhnt hat. „Er hat noch keinen Namen.“ Sicherheitshalber behält er die anderen Hengste im Auge, die nun, wo ihr Leithengst die Fremden akzeptiert hat, langsam näher kommen. Einer von ihnen will die Schulter Tokei-ihtos beschnuppern, wird jedoch sofort weggebissen.

 

„Nodin.“

 

Irritiert sieht Lirulin den Dakota an. „Was?“

 

„Sein Name soll Nodin sein.“ Wie zur Bestätigung schnaubt der Hengst.

 

„Was bedeutet Nodin?“ Wissbegierig sieht Lirulin zu dem Mann auf, der so viel jünger und dennoch erfahrener ist als er.

 

„Kind des Windes“, antwortet Tokei-ihto mit einem angedeuteten Lächeln.

 

„Ja, der Name passt“, meint Lirulin nach einem Blick auf den Körperbau des Pferdes.

 

D

 

„Das ist doch doof!“, beschwert sich Aurora bei Erestor. Wie immer, wenn Erestor grade ein wenig Zeit hat, bringt er Aurora, Elladan und Elrohir das Schreiben, Rechnen und Westron bei. Wobei die Söhne Elronds Aurora, was das Rechnen und Schreiben betrifft, verständlicherweise weit voraus sind. Allerdings beherrscht das kleine Mädchen die Sprache der Menschen weit besser als die jungen Halbelben, da sie zweisprachig aufgewachsen ist. Wenn sie allein waren, hat ihr Vater nur Sindarien mit ihr gesprochen, während sie sonst immer Westron gesprochen hatte.
„Rechnen ist keineswegs doof“, wiederspricht ihr Erestor mit der Engelsgeduld, die er immer an den Tag legt, wenn er mit Kindern spricht, die sich jedoch im Umgang mit anderen Erwachsenen in Luft auflöst. Er greift in die Obstschale und nimmt zwei Äpfel heraus. „Wie viele Äpfel sind das?“

 

„Zwei“, antwortet Aurora mit einem Unterton, der besagt, dass das grade eine sehr dumme Frage war.

 

„Genau. Und wie viele Äpfel würde jeder bekommen, wenn du sie dir mit deiner Freundin teilen würdest?“

 

„Sie kann beide haben“, kommt prompt die Antwort. „Ich mag keine Äpfel.“ Erestor rollt mit den Augen. „Angenommen du würdest Äpfel mögen.“

 

„Tu ich aber nicht.“ An ihrem frechen Grinsen wird ersichtlich, dass sie ganz genau weiß, worauf der Diplomat hinauswill, sie ihn aber ärgern möchte.

 

„Was für Obst magst du denn?“, geht Erestor leicht genervt – was er aber gut verbirgt – auf das Kind ein.

 

„Gar keins.“ Sie grinst frech, als Erestor eine Idee kommt. Er öffnet eine Schublade seines Schreibtisches und nimmt etwas heraus.

 

„Angenommen du hättest zwei Stücke Schokolade und würdest sie dir mit einer Freundin teilen.“ Das Wort >Schokolade< lässt die Köpfe der Zwillinge hochschnellen. „Ich auch!“, fordern sie synchron, doch Erestor beachtet sie nicht.

 

„Sie kriegt eins und ich kriege eins“, kommt es wie aus Suretos Revolver geschossen. Gierig schnappt sie sich die Schokolade und lässt sie unter den neidischen Blicken der Jungen in ihrem Mund verschwinden.

 

„Wir wollen auch Schokolade!“, fordern Elladan uns Elrohir im Chor. Als Erestor nicht sofort reagiert, fahren sie härtere Geschütze auf. „Scho-ko-la-de! Scho-ko-la de! Wir wol-len Scho-ko-la de! Scho-ko-la-de! Scho-ko-la-de! Wir wol-len Scho-ko-la-de! Scho-ko-la-de!...“

 

„Ist ja gut!“, kapituliert Erestor. Als der Sprechchor verstummt, nimmt er erleichtert die Hände von den Ohren und gibt den Zwillingen, was sie verlangen.

 

Diese klatschen sich ab. „Das klappt immer!“, verkündet Elladan stolz. Die Aussage des jungen Elben  lässt Erestor schmunzeln. „Das nächste Mal klappt es nicht.“
Verwundert sehen die Zwillinge ihn an. „Doch?!“ Es ist beinahe unheimlich, denkt Erestor zum wiederholten Mal, wie die beiden immer das Gleiche zu denken scheinen. Und aus Erfahrung weiß er, dass es in den meisten Fällen nicht nur so scheint, sondern auch so ist.

 

Es klopft. Sofort wird Erestors beinahe fröhliches Gesicht zu einer emotionslosen Maske und er bittet die Person hereinzukommen. Es ist Glorfindel, doch sein sonst immer sonniges Gemüt ist diesmal sehr ernst.

 

Erestor begreift sofort. „Wir machen eine Pause. Geht etwas an die frische Luft“, sagt er an die Kinder gewandt. Diese springen begeistert auf, nur Aurora bemerkt mit ihren feinen Sinnen, dass etwas nicht stimmt, doch sie wird von den Zwillingen mitgerissen. Sie verlassen den „Raum der Qualen“, wie sie Erestors Arbeitszimmer nennen, wenn sie unter sich sind, so hastig, dass Glorfindel ihnen grade so ausweichen kann.

 

„Nicht so hastig, ihr Rabauken“, lacht er, für einige Sekunden fällt die Sorge von ihm ab und er ist wieder der alte Glorfindel.

 

„´tschuldigung Onkel Fin“, rufen die drei Kinder über die Schulter und rempeln eine Elbin, die ihnen entgegenkommt, an.

 

Nun lächelt auch Erestor leicht und meint wehmütig: „Es muss schön sein, in diesen Zeiten ein Kind zu sein. So unbeschwert.“ Er seufzt und sieht Glorfindel an, der augenblicklich wieder ernst wird. „Was ist geschehen?“

 

„Tokei-ihto und Lirulin haben bei einem Ausflug die Leichen der Patrouille gefunden, die seit drei Tagen vermisst sind.“

 

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