Kapitel 14

Patrouille Teil I

Zwei Wochen vergehen im immer gleichen Trott. Früh aufstehen, Frühstücken - meist zusammen mit Lirulin, Training, in den Pausen Gespräche mit Glorfindel und Canonnaur, nach dem Training etwas Entspannung – meist mit Maglors Tagebuch oberhalb des Wasserfalles sitzend, das Abendmahl in der Halle, abends gemütlich mit meinen Freunden Zusammensitzen und schließlich früh Zubettgehen.

 

Mittlerweile sind Asmund und seine Männer wieder abgereist.

 

Doch nun gibt es eine Veränderung: Canath ist wieder vollständig genesen. Wir sollen einige Woche gemeinsam unterrichten, dann werde ich auf Patrouille gehen.

 

Wir stellten schnell fest, dass es verdammt schwierig und verwirrend ist gemeinsam zu Unterrichten und so haben wir beschlossen, uns abzuwechseln. Das hat den großen Vorteil, dass ich von nun an immer an meinen freien Tagen mein eigenes Training wahrnehmen kann und nicht meine zuvor so knappbemessene Freizeit dafür draufgeht.

 

Und genau diese Freizeit ist mir mittlerweile zu viel geworden. Da alle beschäftigt sind, bin ich den Großteil des Tages allein. Ich versuche die plötzlich im Übermaß vorhandene Zeit mit Maglors Buch totzuschlagen, doch dieses ist auch bald ausgelesen.
Daher suchte ich Zuflucht in noch härteren Training und bin bald besser in Form als je zuvor.

 

Nun ist es endlich fast so weit. Morgen werde ich auf Patrouille gehen. Ich konnte Glorfindel dazu überreden, Lirulin mitzuschicken. Denn auch wenn das Training sehr anstrengend ist, so wird es doch schon bald einfach nur langweilig. Und mein Gwador hatte mich regelrecht bekniet, ein gutes Wort bei Glorfindel für ihn einzulegen.

 

D

 

„Hey!“ Lirulin steckt den Kopf durch die Tür.

 

Etwas überrascht sehe ich von meinem Buch auf –eine Abhandlung über die Piraten von Umbra – und hebe fragend eine Braue.

 

Lirulin gibt seine merkwürdig anmutende Haltung auf – er hat nur den Kopf durch die Tür gesteckt, wofür er reichlich schief stehen musste - und betritt vollends den Raum.
„Willst du hier einziehen?“, frage ich scherzhaft mit Blick auf den prall gefüllten Satteltaschen in seiner Hand.

 

„Klar!“, kommt prompt die reichlich ironische Antwort. „Eigentlich wollte ich dich bitte, mal wieder bei dir übernachten zu dürfen.“

 

„Seit wann bittest du mich darum?“

 

„Klasse“, er lässt die Satteltaschen einfach fallen und fläzt sich auf das Sofa.  Wortlos reiche ich ihm mein Weinglas.

 

In stiller Eintracht wandert das Glas hin und her, bis wir schließlich in Bett gehen – wobei er mal wieder mit dem Sofa vorlieb nehmen muss.

 

D

 

Laut gähnend richte ich mich auf. Obwohl ich nervös bin, wegen meiner ersten Patrouille, habe ich wunderbar schlafen können. Ich strecke und dehne mich ausgiebig, dann stehe ich auf und ziehe die Vorhänge zurück. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen und  ist nur als ein roter Streifen am Horizont zu sehen, vor dem sich die Rhododendronbäume, als schwarze Silhouetten abheben.

 

Ich erlaube mir einen Moment den herrlichen Anblick zu genießen, doch schließlich reiße ich mich zusammen und ziehe mir eine einfache graue Untertunika und robuste Lederhosen in schlichten braun an. Rasch gehe ich noch mit der Bürste durch die Haare .Im Bad kommt noch eine kurze Katzenwäsche, dann stehe ich unschlüssig vor dem Sofa auf dem Lirulin noch immer tief im Land der Träume weilt und nicht den Eindruck erweckt, in nächster Zeit aufstehen zu wollen. Nun stehe ich vor der Frage, ob ich ihn einfach an der Schulter wachrütteln, ihn runterschmeißen oder ihm die Decke wegziehen sollte. Ich entscheide mich für letzteres.

 

Erschreckt quietscht der junge Krieger auf und fährt hoch.

 

„Einen wunderschönen guten Morgen“, wünsche ich mit einem frechen Grinsen. Gespielt schmollend schnappt er sich eines der Kissen und wirft es nach mir. Problemlos fange ich es auf und werfe es zurück.

 

„Ich hole unser Frühstück.“ Damit mache ich mich eiligst aus dem Staub, während Lirulin hinter mir grummelt: „Von wegen guter Morgen, es ist noch mitten in der Nacht!“ Ich lächle verschmitzt in mich hinein. Ein Elb, der mir entgegen kommt, bezieht das Lächeln auf sich selbst und erwidert es verwundert.

 

In der Küche stelle ich zügig unser Frühstück zusammen und gehe dann mit dem reichlich beladenen Tablett zurück.

 

Es ist zwar etwas mühselig mit dem Ellenbogen – ich habe schließlich beide Hände voll – die Tür zu öffnen, doch nach einigen Fehlversuchen habe ich Erfolg.

 

Vorsichtig setze ich das Tablett auf dem Wohnzimmertisch ab, der nun wieder, wie so oft, als Esstisch dienen würde.

 

In dem Augenblick kommt Lirulin aus dem Bad. Genießerisch schließt er die Augen und schnuppert in Richtung Tablet.

 

„Hm riecht das wieder lecker, aber was habe ich erwartet das tut es schließlich-“

 

„- immer“ falle ich ihm in Wort und klopfe auffordernd auf den freien Platz neben mir. Er grinst und schnappt sich noch bevor er richtig sitzt eines der duftenden Brötchen, wofür er einen Rippenstoß kassiert. Beleidigt zieht er eine Schnute, dann macht er sich über das Frühstück her. Wir beide essen weit mehr als sonst – wer weiß schon wann es das Nächste Mal was Vernünftiges gibt.

 

Dann packe ich noch die letzten Sachen in meine Satteltaschen, während ich penibel darauf achte, dass diese gleich schwer sind. Dann helfe ich Lirulin in seine Rüstung und er mir. Es sind nicht die normalen Rüstungen, sondern leichtere, die besser zum Reiten und Klettern geeignet sind, als die anderen, die dafür jedoch mehr Schutz bieten, den wir hoffentlich nicht brauchen werden. Allerdings habe ich immer noch nicht herausgefunden, welchem Valar ich auf die Füße getreten bin, also könnte der eitle Herr – oder Frau – immer noch wütend auf mich sein.

 

Schnell liefern wir noch die Katzen bei Erestor und Glorfindel ab, ehe wir gemeinsam zu den Ställen gehen, wo unsere Pferde uns freudig begrüßen. Sanft flüstere ich Schotaker eine Begrüßung ins Ohr und schenke ihm einen saftigen Apfel.
Während er genüsslich den Apfel frisst, hole ich den speziell für ihn angefertigten Sattel. Er ist sehr weich, unglaublich leicht und klein. Er reicht grade so zum Sitzen. Hinten sind kleine Schnallen angebracht, um die Satteltaschen befestigen zu können.

 

Ich habe Wochen gebraucht, um ihn halbwegs an den Sattel zu gewöhnen. Er akzeptiert ihn, ist jedoch sehr unzufrieden mit ihm. So schnaubt er auch jetzt unwillig als er den Sattel sieht. Dennoch lässt er widerstandslos zu, dass ich ihm den Sattel auflege,  nachdem ich ihn mit einem weiteren Apfel bestochen habe.

 

Auf das Zaumzeug verzichte ich und daher bin ich auch wieder vor Lirulin fertig.
Nach und nach trudeln auch die übrigen acht Krieger ein. Und nur eine halbe Stunde Später sind alle fertig zum Aufbruch und sitzen. Lindo, ein sehr erfahrender Krieger mit einer Langen, unheimlich aussehenden Narbe, die sich quer durch das Gesicht zieht, übernimmt mit seinem die Führung. Obwohl ich die zweite Heerführerin bin, so ist Lindo doch der Erfahrenere, weshalb er auch die Patrouille führt und nicht ich.

 

Die Nachhut übernimmt Mallanglîn, die einzige Frau außer mir. Ich bin Mallanglîn bereits einige Male begegnet und sie ist mir durch ihre immerwährende Fröhlichkeit aufgefallen. Sie gehört zu den schönsten Elbinnen Bruchtals, was leicht darüber hinwegtäuscht, dass sie eine exzellente Kriegerin ist. Sie hat langes Goldenes Haar, dass Glorfindel Konkurrenz macht und blaue Augen mit einem grünen Schimmer, in denen stets der Schalk glitzert.

 

Direkt hinter Lindo reiten Lirulin und ich. Hinter uns reiten zwei weitere Krieger, deren Namen ich nicht kenne. Sie sind unterschiedlich wie Tag und Nacht, bis auf die Tatsache, dass beide groß und schlank sind, muskulös wie die meisten Krieger und langes Haar haben, wie nahezu alle Elben.

 

Doch das war es schon an Gemeinsamkeiten. Der eine hat beinahe weißes Haar, der andere braunes mit einem Stich ins Kupfer. Wo der Blonde unheimliche blassblau-graue Augen hat, strahlen die des andern in einem intensiven grün. Der Grünäugige scheint immer nervös zu sein, außerdem ist er beträchtlich jünger als der andere. Seine Augen huschen ständig hin und her und er rutscht unruhig auf dem Sattel herum. Sein Pferd nimmt das mit beeindruckender Geduld hin. Schotaker hätte ihn wohl schon längst abgeworfen. Der Weißhaarige sitzt derweil beinahe reglos im Sattel und blickt ruhig geradeaus, dennoch hat er seine Umgebung ständig im Blick.

 

Hinter ihnen reiten zwei weitere Paare. Von ihnen kenne ich nur einen – Limthoron. Er ist, anders als die beiden vor ihm reitenden. Sehr klein und beinahe schmächtig wie Canonnaur. Genau wie bei Mallanglîn sieht man ihm nicht an, wie tödlich er ist. Die mangelnde Kraft macht er mit unglaublicher Schnelligkeit, absolut lautlosen Bewegungen und der Fähigkeit, sich beinahe unsichtbar machen zu können wett. Vom Aussehen her könnte er fast als Erestors Zwilling durchgehen. Einer der wenigen Unterschiede sind die Augen: Erestor hat beinahe schwarze Augen, Limthorons sind von einem tiefen, schönem Blau. Auch seine Stimme ist nicht so tief wie Erestors und außerdem um vieles wärmer, wobei es schwer wäre, mit noch kälterer Stimme zu sprechen, als der Diplomat. Der wohl größte Unterschied ist der Teint. Erestor ist bleich wie Schnee, während Limthoron leicht gebräunte Haut hat, die jedoch durch sein tiefschwarzes Haar trotzdem recht hell erscheint.

 

Der neben ihm reitende Krieger hat gleiche Haar- und Hautfarbe, ist jedoch ein wahrer Hüne. Seine Schultern sind für einen Elben sehr breit, noch breiter als Angreninaur. Ich weiß nicht wie er heißt, doch ich habe ihn schon ein paar Mal gesehen. Er gehört durch sein hartes Gesicht, dass nicht im Ansatz über den Femininen Hauch verfügt, für den die Erstgeborenen so berüchtigt sind, nicht zu den Elben, denen man schnell vertraut. Dazu kommen  die kalten schwarzen Augen, die ihm das Aussehen eines kaltblütigen Killers verleihen.

 

Entsetzt bemerke ich, wie ungemein Jung der letzte Reiter ist. Ängstlich blickt er sich aus grün-braunen Augen um. Er ist von der Statur her ehr unauffällig, nicht groß, aber auch nicht klein. Nur seine dunkelblonden Haare fallen in Imladris auf, das vor allem von den dunkelhaarigen Noldor bewohnt wird.

 

Ich freue mich zu sehen, wie er neben ihm reitende Elb, den ich fast für eine Frau gehalten hätte, versucht ihn zu beruhigen, indem er ihm eine Hand auf den verkrampften Arm legt, sich leicht zu ihm beugt und ihm etwas zuraunt. Dabei fallen die rötlichen Haare nach vor und er streicht sich mit einer raschen Geste hinter das spitze Ohr.

 

Der junge Elb entspannt sich sichtlich und der Rothaarige lehnt sich zurück.

 

D

 

Als wir endlich bei den Hütten der Wächter ankommen, ist die Sonne schon ein ganzes Stück nach Westen gewandert.

 

Ein Großteil der Wachen ist bereits zurück nach Imladris geritten, doch einer ist zurückgeblieben, um uns über die vergangenen Vorkommnisse zu unterrichten. Viel ist nicht geschehen, doch es gibt uns zu denken, dass die Krieger frische Orkspuren entdeckt haben. Der Elb beschreibt die Stelle, wo sie Spuren sind, dann schwingt er sich auf seinen eleganten Fuchs und reitet im Galopp Richtung Imladris davon.

 

Als erstes werden die für je zwei Personen ausgelegten Hütten verteilt, die geschickt zwischen den Bäumen verborgen sind.

 

Ich teile mir mit Mallanglîn eine Hütte und Lirulin kommt mit Lindo in eine Hütte, da die übrigen sich sehr schnell geeinigt haben, und nur unser Anführer noch für meinen Gwador übrig blieb.

 

Neugierig sehe ich mich in der Hütte um, sie ist nicht grade groß, aber sie reicht aus, zumal wir uns ohnehin nur zum Schlafen in ihr aufhalten werden. Sie hat ein Fenster gegenüber der Tür, links und rechts an der Wand befinden sich die beiden wenig komfortablen Betten, an deren Fußende es jeweils eine Kommode steht, in der wir unsere Sachen unterbringen können und in der Mitte des kleinen Raumes steht ein Tisch nebst drei Stühlen.

 

Ich lege meine Satteltasche auf das Bett an der rechten Seite.

 

„Wer sind eigentlich die anderen?“, frage ich Mallanglîn „Ein Paar kenne ich ja schon, also Lirulin natürlich, Lindo und Limthoron, aber den Rest kenne ich nur vom Sehen.“

 

Fröhlich lächelt sie mich an. „Der Große mit dem unheimlichen Blick ist Morchant. Eigentlich ist er ganz nett, man sieht es ihm nur nicht gleich an. Der mit den weißen Haaren ist Heledir, den kenne ich auch nicht sonderlich gut, er scheint aber nett zu sein. Der der Grünäugige, der neben ihm geritten ist,  heißt Nethbethil und ist sein bester Freund. Also wen gibt’s noch… Ach ja –Der Rothaarige heißt Sirion. Er wollte eigentlich gar kein Krieger werden aber sein Vater hat ihn gezwungen. Der Junge heißt Celegaew, viel zu jung für meinen Geschmack.“

 

Lächelnd bedanke ich mich bei ihr.

 

„Bist du wirklich von so weit weg wie alle sagen?“

 

„Noch weiter“, antworte ich mit einem Grinsen. Sie lächelt zurück und beginnt ihre Sachen einzuräumen.

 

„Riechst du das?“ Sie hält inne und schnuppert.

 

„Ja, riecht gut. Die Braten irgendwas - gehen wir hin?“ Statt einer Antwort gehe ich zur Tür und halte sie ihr auf. „Nach dir“

 

Gemeinsam gehen wir zu dem kleinen Lagefeuer, dass die Herren der Schöpfung entzündet haben und über dem zwei Hasen am Spieß hängen, der von Heledir bewacht wird.

 

„Ist für uns auch was übrig?“, frage ich in die Runde.

 

„Klar“
„Natürlich“
„Selbstverständlich“
„Ja“
„Aber immer doch“

 

„Vielleicht…“, kommen die Antworten, wobei der letzte Ausspruch von Lirulin kommt, der dafür von dem neben ihm sitzenden Heledir eine Kopfnuss bekommt.

 

Die Männer Rücken etwas zusammen, damit wir uns zu ihnen setzen können.

 

„Hey Sirion, spiel uns doch mal was vor!“, fordert Mallanglîn nach einer Weile. Der Angesprochene saß die ganze Zeit mit einem melancholischen Ausdruck in den sanften braunen Augen da und sah in die Flammen, nun hebt er den Kopf und ein erfreutes Lächeln huscht über die hübschen Züge. Aus einer Tasche seines Umhangs zieht er eine aus dunklem Holz geschnitzte Flöte, hebt sie an die Lippen und beginnt so schön zu spielen, wie ich es noch nie zuvor gehört habe.

 

Genießerisch schließe ich die Augen.

 

Nach ein paar Sekunden öffne ich sie jedoch wieder.

 

In Sirions Augen, die sonst immer melancholisch dreinblicken, liegt nun ein Leuchten. Gegen meinen Willen muss ich kurz lächeln, dann sehe ich wieder in die flackernden Flammen. Für einen Augenblick habe ich das Gefühl, als würden sie im Rhythmus der Musik tanzen.

 

Wieder schließe ich die Augen. Zu meinem Erstaunen spüre ich, wie sich mein Körper ohne mein Zutun zur Musik zu bewegen beginnt.

 

Als Sirion aufhört zu spielen ist es, als würde ich aus einer tiefen Trance erwachen. Sogleich erfasst mich das Gefühl des Verlustes. An den Augen und Mienen der Anderen sehe ich, dass es ihnen genauso geht.

 

„Mach weiter so und Lindir muss sich einen neuen Beruf suchen“, meint Lirulin bewundernd nach einer Weile, die er brauchte, um in die Realität zurückzufinden, und erntet zustimmendes Nicken von allen Seiten.

 

„Lindir ist ausgebildeter Musiker und ich bin bloß ein Krieger“, wehrt Sirion ab und betrübt sehe ich, wie der melancholische Ausdruck in seine Augen zurückkehrt.

 

„Lindir war auch mal ein Krieger, und zwar einer der Besten“, mischt sich Lindo ein. Verwundert starren  ihn meisten die anderen an, nur Lirulin und ich nicken bestätigend. Lindir, der ein guter Freund von uns ist, hatte es uns einmal erzählt.

 

„Warum ist er jetzt Musiker?“, fragt Mallanglîn. Sogleich sehen wir alle zu Lindo, denn auch Lirulin und ich wissen es nicht. Doch sogar Lindo scheint Lindirs Beweggründe nicht zu kennen und so lassen wir das Thema fallen.

 

Wenig später erklärt Heledir die Hasen für durch und verteilt das Fleisch. Schweigend, bis auf das ein oder andere Lob an Heledir, essen wir genüsslich.

 

Danach bleiben wir noch etwas sitzen und unterhalten uns, dann gehen wir in unsere Hütten zurück.

 

D

 

„Darf ich mal?“ fragt Mallanglîn und deutet auf die Schwerter, die ganz harmlos auf dem Bett liegen. Ich reiche ihr eines.

 

Als sie mit dem Daumen prüfend über die Schneide fährt, entkommt ihr ein überraschter Laut. „Es ist unglaublich scharf!“ Sie betrachtet das Schwert genauer und hält verwundert inne als sie den Griff genauer untersucht. „Wozu ist denn das?“

 

„Das ist das Beste. Schau!“ Ich nehme auch das andere Schwert, lege die Griffe aneinander und lasse sie mit einer kurzen Drehung einrasten.

 

Fragend streckt sie eine Hand aus und ich gebe ihr das Doppelschwert. Geschickt lässt sie es herumwirbeln. Dabei erklingt ein leises Zischen, als die Klinge die Luft schneidet.
„So eins hätte ich auch gerne“, meint sie mit einem sehnsüchtigen Blick auf das Schwert.
„Wir sollten Schlafen“, lenke ich sie rasch ab, ehe sie noch beginnt, zu plappern.

 

„Hast Recht. Hier.“ Mit einem bedauernden Blick gibt sie mir das Doppelschwert zurück und ich nehme es wieder auseinander. Dann stecke ich sie in ihre Hüllen und lege sie auf den Tisch.

 

Rasch ziehe ich mich bis auf Hose und Untertunika aus und krieche unter die Decke. An den Geräuschen von der anderen Seite des Zimmers her, erkenne ich, dass Mallanglîn dasselbe tut.

 

„Schlaf gut“ murmle ich schlaftrunken. "Du auch"

 

 

 

 

 

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