Kapitel 28

Menschen

 

Pass auf dich auf, Meldis nin”, sagt Rúmil leise und zieht mich in eine feste Umarmung. Ich klopfe ihm sacht auf den Rücken, dann löse ich mich von ihm und wende mich Haldir zu, der mit Orophin auf dem Arm neben  Rúmil steht.

 

Ich streiche Orophin sacht mit dem Zeigefinger über die weiche Wange.

 

 „Tschüs Orophin.“, sage ich leise.

 

Er ergreift mit beiden Händchen meine Hand. „Kommst du wieder?“

 

Ich lächle sanft. „Ja, versprochen.“ Er nickt. „Gut“

 

Ich freue mich über das Vertrauen, das er mir so offensichtlich entgegenbringt. Sanft zerwuschle ich seine silberblonden Haare, was ihn zu leisem Protest veranlasst.
Dann wende ich mich Haldir zu, der mich und Orophin mit einem leichten Lächeln beobachtet hat.  „Auf Wiedersehen, Haldir. Und sei nicht zu streng mit deinen Männern.“
Er lacht. „Das kann ich nicht versprechen.“ Dann wird er wieder ernst. „ich kann nur Rúmils Worte wiederhohlen: Pass auf dich auf und komm in einem Stück zurück.“
„Ich werde es versuchen.“ Etwas verlegen stehe ich vor ihm, dann umarme ich ihn kurz und, durch Orophin, etwas umständlich. Sogleich protestiert dieser, da es ihm gar nicht gefällt, zwischen uns eingequetscht zu werden. Ich streiche ihm noch einmal leicht über den Kopf, nicke Haldir und Rúmil zu und verneige mich kurz vor Galadriel und Celeborn – Amdír ist nicht gekommen um sich zu verabschieden - , die dies mit einem leichten Neigen des Kopfes beantworten. Dann gehe ich hinüber zu Schotaker, der bereits ungeduldig mit den Hufen scharrt.

 

Mit einigen flinken Handgriffen kontrolliere ich den Sitz des Sattels und der Satteltaschen, dann stecke ich den linken Stiefel in den Steigbügel und steige auf.

 

Ich hebe noch einmal grüßend die Hand, ehe ich Schotaker wende und los galoppieren lasse.

 

Es ist noch dunkel, lediglich ein vorsichtiger Schimmer kündigt das baldige Aufgehen der Sonne an. Dennoch ist Schotaker so schnell und trittsicher wie immer. Wir halten uns nahe des Anduins, nur wenn uns dichtes Unterholz dazu zwingt, entfernen wir uns aus der unmittelbaren Nähe des schnell fließenden Flusses. Sein klares Wasser wirkt beinahe schwarz, unheimlich, skelettierten Knochen nicht unähnlich, durchbrechen hier und da Äste von umgefallenen Bäumen die Wasseroberfläche.  Über uns funkeln die bereits verblassenden Sterne, Nebel steigt auf und legt sich wie ein Schleier über den Wald, setzt sich auf meine Kleidung und Schotakers Fell. Es ist kühl, beinahe schon kalt. Schotakers und mein Atem kondensiert zu weißen Wolken.

 

Ich ziehe meinen Umhang fester um mich.

 

Schließlich – etwa eine halbe Stunde nachdem wir losgeritten sind – bremse ich Schotaker mit einem leichten Ziehen an den ledernen Zügeln. Unwillig schnaubend bleibt der temperamentvolle Hengst stehen. Mit sachtem Schenkeldruck dirigiere ich ihn ganz nah an den großen Fluss, bis die Ausläufer sacht an seinen Hufen lecken. So habe ich freie Bahn, um den Sonnenaufgang beobachten zu können. Ich habe es immer geliebt zu sehen, wie sich die Morgenröte sich am Horizont ausbreitet, sich an einer Stelle langsam orange, dann gelb färbt und dann, in strahlendem Weiß, die Sonne emporsteigt. Erst nur als winziger Zipfel, dann eine große Halbkugel und schließlich eine perfekt runde Kugel, von der sternenförmig Strahlen ausgesandt werden. Diesmal ist das Schauspiel noch schöner, da es sich im Wasser des Anduin spiegelt.

 

Als die Sonne komplett aufgegangen ist, wende ich Schotaker wieder und lasse ihn galoppieren. Durch die Betrachtung des Sonnenaufgangs haben wir mindestens eine viertel Stunde wertvoller Zeit verloren, doch das war es mir wert gewesen.

 

D

 

Im letzten Moment kann ich mich unter einem niedrigen Ast hindurchducken. Schotaker hat seine Geschwindigkeit erheblich gesteigert und fliegt nur so über den von Herbstlaub bedeckten Boden. Doch der schnelle Lauf wird nur zu bald unterbrochen von einem Fluss, der in den Anduin fließt. Der Limklar. Der Limklar markiert die Grenze von Gondor. Hinter ihm liegt die spärlich besiedelte Provinz  Calenardhon.

 

Ich nehme meinen Umhang ab und rolle ihn zusammen. In die entstandene Rolle packe ich meinen Revolver und Munition, denen ein Bad im Fluss  mit Sicherheit nicht guttun würde. Dann nehme ich den Köcher ab und binde die Pfeile zusammen, damit sie nicht herausfallen können. Zuletzt bastle ich aus einigen biegsamen Zweigen einen Korb, den ich mir auf den Kopf binde und in welchen ich den zusammengerollten Umhang hineinpacke.

 

Dann nehme ich Schotaker am Zügel und führe ihn in den Fluss. Schon nach wenigen Schritten verliere ich den Boden unter den Füßen und lasse Schotakers Zügel los, um besser schwimmen zu können. Wegen dem Korb kann ich nicht, wie ich es gewohnt bin, kraulen, sondern muss Brustschwimmen. Leise danke ich Tschapa dafür, dass er mir diese Art des Schwimmens beigebracht hat. Die Prärieindianer beherrschen in der Regel nur das Kraulschwimmen, Tschapa – oder Schwarzhaut Kraushaar wie er früher genannt wurde -  jedoch kommt aus dem Süden, wo das Brustschwimmen üblicher ist. Nun kommt mir dies zugute.

 

Das Wasser ist widerlich kalt und meine Kleidung hat sich innerhalb von Sekunden mit Wasser vollgesogen, was das Schwimmen wesentlich anstrengender macht. Dennoch dauert es nicht einmal fünf Minuten, bis ich an der anderen Seite ankomme.
Klitschnass steige ich auf der anderen Seite aus dem Wasser und bekomme sogleich eine Fontäne Wasser von Schotaker ab, der sich wie ein nasser Hund schüttelt. Abwehrend hebe ich die Hände.

 

 „Hey ich bin schon nass!“ Er schnaubt. Es hört sich beinahe wie ein Lachen an. Ich ziehe die braune Tunika aus und wringe sie notdürftig aus. Zwar ist sie danach noch immer nass, tropft jedoch nicht mehr. Ich nehme den Korb ab und stelle zu meiner Zufriedenheit fest, dass alles noch trocken ist. Der Umhang wärmt zwar nur notdürftig und ist auch recht bald klamm, ist jedoch besser als nichts. Auch der Inhalt der Satteltaschen ist trocken geblieben.

 

Ich schwinge mich wieder auf Schotakers Rücken. Sofort fällt er in einen leichten Galopp. Vor uns liegt nichts als ebenes Grasland soweit das Auge reicht. Der Himmel erstrahlt in einem blutroten Farbton, von dem sich die Sonne als weiße Scheibe und die von ihr in gelb-orange und rosa angestrahlten Schönwetterwolken abheben.
Ich rieche Rauch. Allerdings ist es kein Brand – es schwingt der Geruch von gebratenem Wildbret in ihm mit. Schon bald erkenne ich die Silhouette eines Hofes und einiger Menschen, die sich um ein Feuer versammelt haben.

 

Als ob Schotaker meine Gedanken lesen würde, hält er nun direkt auf den Hof zu. Es dauert nicht lang und ich kann lachende Stimmen hören, sowie Gesang und Musik – die Instrumente werden jedoch entweder von Menschen gespielt, die noch nie ein Instrument in der Hand hatten oder, was wahrscheinlicher ist, die Musiker sind bereits reichlich angeheitert.

 

Schließlich werden auch die Menschen auf Schotakers trommelnde Hufe aufmerksam und drehen sich zu uns um. Ich zügle Schotaker leicht und lasse ihn den Rest des Weges traben.

 

Als ich am Tor in der niedrigen Umzäunung ankomme, steige ich ab und binde die Zügel locker um einen der Balken aus Fichtenholz.

 

Einer der Menschen – ein Mann – löst sich aus der Gruppe und kommt auf mich zu. Er ist recht untersetzt, hat dunkle Haut und mausbraune Haare, seine Kleidung ist leicht zerschlissen und fleckig. „Wer seid ihr?“, fragt er. Seine Stimme ist tief, rau und wirkt irgendwie unhöflich, unkultiviert.

 

Ich schlage die Kapuze zurück. Er reißt erstaunt die Augen auf, als er erkennt, dass ich eine Frau bin und zudem eine Elbin.

 

„Hohe Frau, es ist mir eine Ehre eine El…“

 

„Bitte nennen sie mich nicht so. Ich heiße Sureto Tokei-ihtosell“, unterbreche ich ihn freundlich auf Westron und reiche ihm die Hand. Rot vor Aufregung ergreift er sie und drückt sie kurz. Er hat einen angenehm festen Händeruck, seine Hände sind von jahrelanger Arbeit rau und schwielig.

 

„Ich bin Hölknir, Hölknir Jónkisson“, stellt er sich nervös vor.“

 

„Es ist mir eine Freude Euch kennenzulernen Hölknir. Ich suche eine Unterkunft für die Nacht. Ich brauche nichts zu essen und werde noch vor Morgengrauen wieder weg sein. Ich werde euch also nicht stören.“

 

Er überschlägt sich fast vor Eifer. „Natürlich. Natürlich. Selbstverständlich, Ihr könnt solange bleiben, wie Ihr wollt und selbstverständlich könnt Ihr auch bei uns essen und Euer Pferd können wir auch unterbringen.“

 

Ich lege die rechte Hand über das Herz und verneige mich leicht. „Hannon le ich danke euch“

 

„Hey, was ist das für ´ne hübsche Lady?“ grölt einer der anderen, eindeutig betrunken.
„Bring sie doch ma´ rüber.“ Anrüchige Kommentare und Pfiffe folgen.

 

„Entschuldigt, normalerweise sind sie nicht so, aber nach ein paar Bierchen…“  Er schaut recht beschämt. Mit einem leichten Lächeln winke ich ab und versichere ihm, dass es nicht schlimm ist. Er wirkt erleichtert, dann dreht er sich zu den anderen um und brüllt: „Hey, haltet die Klappe, das is´ ´ne Elbin, zeigt ma´ ´n bissel Respekt!“  Ein Raunen geht durch die Männer, doch es kommen keine dummen Kommentare mehr.

 

„Wenn ihr wollt könnt ihr das Zimmer von meinem Ältesten - Hrímandi - haben, er ist für ein paar Tage in Osgiliath, auf dem Markt. Er kommt erst in ein paar Tagen zurück.“

 

„Vielen Dank Herr Hölknir“, sage ich mit einem einnehmenden Lächeln. Ein rosa Schimmer überzieht seine dunklen Wangen, auf denen kleine Lachfältchen zu sehen sind.

 

„Wärt ihr so nett, mir zu zeigen, wo ich mein Pferd unterbringen kann?“

 

„Natürlich, sofort. Aber wollt ihr nicht erst euer Zimmer sehen? Héla – könnte euch hinbringen, während ich mich um euer Pferd kümmere.“

 

Mein Lächeln wird zu einem leichten Grinsen. „Das würde ich euch nicht empfehlen, er ist etwas… eigen. Nicht einmal vier Elbenkrieger konnten ihn halten- einer war eine ganze Weile bewusstlos, ein anderer hatte einen gebrochenen Arm, der dritte hat noch immer Probleme mit der Hand, die Schotaker zertrümmert hat.“ Entsetzt sieht er mich an und beäugt dann vorsichtig den Hengst, der in diesem Augenblick seine dunkle Mähne schüttelt und den schönen Kopf nach hinten wirft, was den Zaun ungesund knacken lässt. Als er so nicht loskommt, stapft er unwillig mit einem Vorderhuf. Wieder zieht er an den Zügeln.

 

Das temperamentvolle Gebaren des großen  Apfelschimmels mit den schwarzen Beinen und Langhaar zieht die Aufmerksamkeit der Männer auf sich. Einer von ihnen geht auf Schotaker zu und streckt seine Hand aus, um ihn zu berühren. Eine blitzschnelle Bewegung – der Mann schreit auf und hält sich die blutende Hand.

 

„Verdammtes Mistvieh!“, flucht er, will Schotaker schlagen und kassiert noch einen Biss.

 

Ich sehe Hölknir an und ziehe leicht eine Braue hoch. „Seht ihr?“ Er reagiert nicht auf meine Frage, sondern sieht zu dem Mann, der auf dem Boden kauert, während eine Frau ihn notdürftig verbindet und ins Haus bringt.

 

„Herr Hölknir?“ frage ich, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. „Hm?“ „Wärt ihr so freundlich mir die Ställe zu zeigen?“ „Ja, ja natürlich“

 

Mit einigen langen Schritten bin ich bei Schotaker und löse sacht die Zügel. „Tut mir leid Großer“, flüstere ich in sein weiches Ohr. Er schnaubt und reibt seinen Kopf an meiner Schulter, was mich kurz aus dem Gleichgewicht bringt.

 

Erstaunt sieht Hölknir uns zu. Ich sehe ihn freundlich an, während Schotaker leicht an meinen Haaren knabbert. „Können wir?“ Er nickt und geht voraus. Ich brauche ihn nicht am Zügel zu führen, er hält aus Gewohnheit immer seinen Kopf über meiner Schulter.

 

Sorgfältig achtet Hölknir drauf, dass ich immer zwischen ihm und Schotaker gehe. Er öffnet das zweiflüglige Tor zu den Stallungen, in dem auch die Rinder, ein Karren und ein Pflug untergebracht sind. Die Bauernfamilie, der der Hof gehört, scheint recht wohlhabend zu sein, denn neben den beiden stämmigen Zugpferden gibt es auch drei langbeinige Reitpferde.

 

„Hier, du kannst ihn dorthin stellen, normalerweise ist dies die Box von Hatatitla, dem Pferd von meinem Sohn. Aber momentan steht sie frei.“

 

Die Box ist – wenn auch nicht vergleichbar mit denen in Imladris – geräumig und sauber. Ich löse die Satteltaschen, hänge sie über die Boxentür, nehme den Sattel ab und hänge ihn daneben.

 

„Hinten ist Hafer, ich hole ihn für euch.“ Mit trampelnden Schritten geht Hölknir nach hinten, wo eine kleine Tür vermutlich in den kleinen Raum führt, in dem üblicher Weise das Tierfutter, das Sattelzeug, das Putzzeug und noch einige andere Dinge deponiert werden. Gleich darauf kommt er mit einem relativ kleinen Sack und einer Schippe zurück. Mit einem freundlichen Lächeln und einem „Hannon le“ (Danke) nehme ich beides entgegen und schaufle zwei Schippen Hafer in den Futtertrog.
Skeptisch senkt Schotaker die Nüstern über den Trog und schnuppert, dann beginnt er zufrieden zu fressen. „Bis morgen früh Schotaker.“ Ich klopfe ihm leicht auf den muskulösen Hals. Er schnaubt zufrieden, ohne mit dem Fressen aufzuhören.
„Darf ich Euch nun Euer Zimmer zeigen?“ „Ja, dass wäre sehr nett.“ Er nickt und geht mit schweren Schritten voran. Geräuschlos folge ich ihm.

 

Wir gehen über den Hof, in dessen Mitte sich ein Brunnen und ein kleiner Teich befinden, zu dem Fachwerkhaus. Vor dem Haus wurden einige Gemüsebeete angelegt, wohl für den Eigenbedarf der Familie. Auf dem Hof verteilt wurden mehrere Obstbäume angepflanzt, die jedoch schon abgeerntet sind. Außerhalb des umzäunten Bereiches befinden sich große Felder und einige weitere Obstbäume, in einem Pferch werden ein paar Schweine gehalten und aus einem Holzverschlag ist das Gackern von zahlreichen Hühnern zu hören. In einiger Entfernung sieht man eine geräumige Koppel, in der eine große Herde Schafe und einige Pferde grasen – letztere sind vermutlich von den Gästen. All dies unterstützt meine Vermutung, dass die Bauernfamilie äußerst wohlhabend ist.

 

Hölknir hält mir die Tür aus hellem Fichtenholz auf, in die Est victoria quae vincit mundu, fides nostra. (Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.) geschnitzt wurde. Erstaunt sehe ich den Schriftzug an, ich kenne ihn, er kommt aus der Bibel.

 

„Woher habt ihr diesen Spruch?“ frage ich ihn.

 

„Von meiner Großmutter. Olivia hat ihn immer zitiert und Großvater hat ihn nach ihrem Tod in die Tür geschnitzt. Ich weiß leider nicht, was er bedeutet, Eru, ich weiß nicht einmal was für eine Sprache das ist…“

 

„Das ist Latein, ein Bibelzitat - Erstes Buch des Johannis Kapitel 5 Vers 4. Übersetzt heißt es: Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.

 

Ich war kurz auf einer Schule der Weißen, mein Vater hat darauf bestanden, weil ich so besser lesen und schreiben lernen könne, als wenn er mich unterrichten würde. Es hat sich tatsächlich als nützlich erwiesen, auch wenn ich es gehasst habe. Die Lehrer haben uns geschlagen und gedemütigt – mich besonders, da ich stets zurückgeschlagen habe und auch ein oder zwei reif für das Krankenhaus gemacht habe, nach dem zweiten bin ich dann von der Schule geflogen.

 

Er nickt, während ein verwirrter Ausdruck über sein Gesicht huscht. Ich hebe eine Braue, um ihn zum Sprechen aufzufordern. Er öffnet den Mund, als uns einer der anderen unterbricht: „Es tut mir ja echt leid Euch zu stören, aber ich muss mal durch und ihr blockiert die Tür.“ Seine Stimme ist angenehm und zeigt, dass er noch recht jung ist. Er ist etwas größer als Hölknir, schlank, mit mittelbraunem Haar und leichtem Bartflaum. Seine Haut ist etwas olivfarben, seine Augen sind grün-braun. Er ist, im Gegensatz zu den anderen, nicht angetrunken.

 

Eilig machen wir ihm den Weg frei. Er geht durch die Tür, bleibt dann jedoch stehe und sieht mich an. Dann legt er zu meiner Überraschung die Rechte über das Herz und verneigt sich leicht. „Mae Anduial, Bess nin. Im Surtur Hölknirsson.“ (Guten Abend, meine Lady. Ich bin Surtur Hölknirsson.)

 

Erfreut, jemanden gefunden zu haben, der ebenfalls Sindarien spricht, antworte ich in derselben Sprache: „Es ist mir eine Freude, euch zu treffen Surtur Hölknirsson. Mein Name ist Sureto Tokei-ihtosell. Seid ihr der jüngste Sohn von Hölknir?“ Abwehrend  hebt Surtur die Hände und verfällt in seine Muttersprache. „Ich kann nur ein paar Brocken Sindarien. Könntet ihr das noch einmal wiederholen?“

 

Ich wiederhole meine Worte geduldig auf Westron.

 

„Ja mir ist es auch eine Freude. Ich bin der Jüngste in dieser Familie“, antwortet er mit einem Lächeln.

 

„Ich wollte unserem Gast grade sein Zimmer zeigen“, unterbricht Hölknir unsere Unterhaltung. Sofort nickt Surtur und geht weiter.

 

Hölknir führt mich eine Treppe hinauf und durch einen langen, holzgetäfelten Flur in das zweite Zimmer. Das Zimmer ist relativ groß mit einem einfachen Bett, einem Fenster, einer Kommode und einem Kleiderschrank.

 

„Ich wünsche euch eine angenehme Nacht. Es wäre uns eine Ehre, wenn ihr zum Frühstück bleiben würdet. Also… wenn ihr irgendetwas braucht, ruft nach mir.“

 

„Vielen Dank Herr Hölknir. Ich denke es lässt sich einrichten“, antworte ich mit einer angedeuteten Verbeugung. Er nickt und verlässt das Zimmer. Leise fällt die Tür hinter ihm ins Schloss.

 

Ich lege die Satteltaschen auf die Kommode und setze mich auf das Bett. Es ist nicht so weich, wie die in Imladris oder Lórien, was ich jedoch gut finde. Ich stehe wieder auf und beginne meinen Umhang abzulegen, als das schrille, panische Wiehern eines Pferdes die Nacht durchbricht. Gefolgt von einem tiefen, bedrohlichen Knurren…

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